War günstiges Erntewetter, konnten die trockenen Garben bald mit dem Leiterwagen eingefahren und in die Scheune für den Winterdrusch gebanselt werden. Auch das Einfahren des Getreides war eine körperlich schwere Arbeit. Zwei Männer mussten die Garben mit einer langstieligen zweizinkigen Gabel auf den Wagen hochheben (langen) und zwei Personen, oft Frauen, mussten die Garben fachgerecht packen (laden), damit die ganze Ladung nicht hinunterrutschte, was auch mal vorkam. Mit dem Laden begann der eine vorn, der andere hinten. Ein fünfter in dieser Gruppe, meist ein Schüler, musste fortrücken. Dabei musste aufgepasst werden, dass 2-3 „Puppen“ von der Längsseite aus gelangt werden konnten.
Für die Erntearbeiter kamen schon vor dem 1. Weltkrieg, bis in die 30er Jahre unseres Jahrhunderts, polnische Landarbeiter. Auf dem Rittergut in Mockritz waren diese im sogenannten „Polengut“, das eigens dafür eingerichtet war, untergebracht.
Getreideernte auf dem Rittergut
Vor ungefähr 100 Jahren begann dann die Technisierung der Arbeiten in der Landwirtschaft. In der Getreideernte wurden die ersten Gras- oder Getreidemäher eingesetzt. Nur das Abraffen und Binden der Garben musste noch von Hand erfolgen. Wenig später kam die Flügelmaschine auf, die das Abraffen besorgte. Die Krönung in der Technisierung der Getreideernte der damaligen Zeit, war der Einsatz von Selbstbindern. Ob das Getreide dünn oder dicht stand, die Garben wurden immer gleich groß. Anfangs wurden die Maschinen von drei Pferden gezogen, später von Zugmaschinen.
Die maschinelle Entwicklung
Ganz oben in der Entwicklung der Getreideerntemaschinen steht natürlich der Mähdrescher, der sämtliche Hand- und mechanisierte Arbeiten in der Getreideernte ersetzte. Kein Mähen mit der Sense, kein Abraffen und Binden mehr, das Aufstellen von Garben zu „Puppen“ entfällt, das Einfahren und Banseln fiel weg und natürlich das Dreschen im Winter. Was machen aber nun die vielen Helfer aus der Erntezeit? In dieser Epoche war die Landwirtschaft Arbeitsreserve für die Entwicklung der Industrie. Eine gleiche Entwicklung wie im Getreideanbau vollzog sich auch im Rübenanbau (Zuckerrüben) und im Kartoffelanbau. Die Pflegearbeiten wie Rübenverziehen oder Rübenverhacken geben es nicht mehr. Ebenso das Kartoffellegen und das Kartoffellesen. Alles erfolgt mit dem Einsatz von Maschinen. 80 Jahre nach der Befreiung der Bauern von den Frondiensten und anderer feudaler Belastungen, begann mit dem 1. Weltkrieg für die Landbevölkerung eine neue schwere Zeit. Bauern, Landarbeiter, Handwerker u.a. wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Die Arbeit auf den Feldern und in den Ställen mussten die Frauen, Kinder, alte Leute und Kriegsgefangene tun. Auch die Nachkriegszeit mit der Inflation, war für die Landwirtschaft eine schwere, oft unüberbrückbare Zeit. Viele Bauern mussten ihre Höfe verkaufen und in der Stadt Arbeit nehmen. In der Zeit von 1933 bis 1945 erfuhr dann der Bauernstand in der Nationalsozialistischen Diktatur eine Aufwertung.
Den Bauernstand bezeichnete man als den „Reichsnährstand“ und unterstrich damit die wichtige Funktion der Bauern in der Wirtschaft. Sogenannte „Erbhöfe“, es waren meist größere landwirtschaftliche Betriebe, wurden bei Bedarf entschuldet und man gewann damit die Besitzer der Höfe für die Ziele der Politik. Nach der „Volk ohne Raum“ – Ideologie, sollten junge deutsche Bauern nach der Eroberung von „Lebensraum im Osten“ als sogenannte „Wehrbauern“ in Polen, im Baltikum und in der Ukraine angesiedelt werden.
Getreideernte mit der Flügelmaschine
Der Krieg von 1939-1945 zeigte wieder einmal, dass Diktatur und Gewalt nie von Dauer sein können. Der 2. Weltkrieg übertraf alles bisher da gewesene an Tod und Vernichtung. In der Gemeinde Mockritz sind es 66 junge Menschen, die von den Schlachtfeldern des Krieges nicht wieder zurückkehrten. Und wiederum mussten vor allem die Frauen im Dorf die schwere Arbeit auf den Höfen und Feldern übernehmen. Zur Unterstützung der Arbeit in der Landwirtschaft wurden Kriegsgefangene herangezogen. Sie sollten dabei helfen die Lücken zu schließen.
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